Dorfbrunnen

Seit uralten Zeiten holten die Dorfbewohner ...

... das lebensnotwendige Wasser aus Quellen und Brunnen

Karte: Lage der Springbrunnen im UnterdorfIn Raibach gab es mindestens acht öffentliche Brunnen, vier (eventuell fünf) im Unterdorf und vier im Oberdorf. Es waren Gemeinschaftsbrunnen. Grundstücke und Brunnen gehörten der Gemeinde und wurden von ihr unterhalten. Hinzu kamen Brunnen in Privatbesitz auf den größeren Hofreiten, die aber nicht öffentlich zugänglich waren.

Im Straßenbild des Unterdorfs fielen vor allem die beiden „Dorfbrunnen zu der Straße“ auf, die auf Flur 22 (heute Unterdorf 29) und Flur 102,5 (heute Unterdorf 18) lagen. Sie standen als „Straßenbrunnen“ direkt am Rand der „Ortsstraße“ und waren von allen Seiten zugänglich. Hoftore mit Dach oder Mauern zu den Hofreiten gab es in dieser Zeit noch nicht. Im Steinhauerdorf Raibach waren die Brunnen natürlich aus rotem Sandstein.

Foto: Brunnentrog aus SandsteinEs waren „Springbrunnen“ oder „Laufbrunnen“, bei denen das Wasser aufgrund eines ausgeklügelten Systems von Brunnenkammern und Brunnenröhren von selbst von unten nach oben stieg und nicht nach oben gepumpt oder gezogen werden musste.

Foto: Pumpbrunnen aus GusseisenAlle anderen Brunnen im Dorf waren „Pumpbrunnen“, zunächst aus Sandstein bzw. mit einem Sandsteintrog, seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch komplett aus Gusseisen. Mit 50x50 cm brauchten sie vergleichsweise wenig Platz und lieferten nur dann Wasser, wenn man den Pumpenschwengel bewegte. Der wichtigste Pumpbrunnen stand mitten im Dorf an der Scheune von „Lennert Fischer am Rathaus“ (wäre heute Wacholderweg 1) zwischen dem alten Rathaus und dem Backhaus, nahe bei Kirche und alter Schule.

Abbildung: „Fünf Mädchen am Brunnen“ - Holzschnitt von Ludwig RichterKarte: Standort der Tafel und benachbarte StandorteDie anderen fünf (oder sechs) Pumpbrunnen waren „Hofbrunnen“. Freien Zugang gab es nur zu bestimmten Zeiten. Genaueres regelte eine Brunnenordnung.

Wasser holen war Frauensache. Junge Mädchen kamen mit Steinkrügen und Holzeimern zu den Brunnen und trugen das frische Wasser nach Hause. Junge Burschen hielten sich angeblich deshalb gerne in der Nähe der Brunnen auf.

Im Jahr 1904 wurde, ausgehend von einer Pumpstation am Ende des Oberdorfs, eine unterirdische Wasserleitung verlegt. Endlich gab es fließendes Wasser in allen Häusern - und erstmals kam das Wasser zu den Menschen. Aber erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts verschwanden in Raibach die letzten Dorfbrunnen. Und die Hofreiten „machten dicht“, eine nach der anderen.