Seifensiederei

Der Zeitpunkt war günstig und ...

... die Lage im Dorf geradezu ideal,

ZunftzeichenKarte: Lageplan im Unterdorfals ein junger Raibacher Neubürger namens Abraham Löb oder Löw sich Mitte des 18. Jahrhunderts in Raibach als Seifensieder selbstständig machte. Gerade erst war der Zunftzwang für die Seifensiederei abgeschafft worden. Offenbar war es schwieriger geworden, geeignete Meister für das mühsame, gefährliche und stinkende Handwerk zu finden. Das alte Gebot, wonach Juden keine zunftpflichtigen Berufe ausüben durften, war ebenso gefallen wie das Gebot, dass Juden keine Häuser besitzen durften.

Abraham erkaufte sich vom einem der Raibacher Grundherrn, dem Freiherrn Groschlag zu Dieburg, das Niederlassungsrecht in Raibach als „Schutzjude“ und ein Grundstück am Rande des Dorfes. Dort baute er „ein einstöckigtes Wohnhaus mit einer Seifensiederei rechter Hand“. Es war das spätere Haus 78 (heute Unterdorf 32). Denkwürdig, dass gerade der Löwe das Wappentier der Seifensieder war.

Kein anderes Wohnhaus stand damals in direkter Nachbarschaft, was wegen der Brandgefahr beim Kochen der Seifenlauge wichtig war. Auch musste kein Nachbar den extremen Gestank aushalten, der beim Verarbeiten der Schlachtabfälle und Tierknochen, dem sogenannten „Unschlitt“, entstand. Blutige Abwässer und überschüssige Lauge konnten einfach in den „Flutgraben“, abschätzig „Blutgraben“ genannt, entsorgt werden.

Karte: Standort der Tafel und benachbarte StandorteAbbildung: Seifensieder um 1700 - Kupferstich von Christoph WeigelDas Gute für die Raibacher war, dass sie ihre täglich anfallende Hausasche „beim Löw“ loswerden konnten, der daraus die notwendige Lauge kochte. Und die Kernseife, die zum Waschen von Menschen und Wäsche diente, war eine echte Errungenschaft der Zeit.

1778 starb der alte Abraham, der erste jüdische Seifensieder aus Raibach. Sein Sohn Amschel Löw, geboren 1758, führte den Betrieb des Vaters fort. Es muss sich gelohnt haben. In der nächsten Generation gab es in Raibach drei Seifensiedereien: Neben Amschel Löw (ab 1808 genannt Jakob Schubach) kochten Feist Löb (ab 1808 genannt Löwenstein) im Haus 50 (heute Oberdorf 11) und Joshua Löb (ab 1808  Joseph Sternberg) in einem Nebenbau auf dem Hof von Haus 67 (heute Unterdorf 16) die begehrte Raibacher Seife. Sie wurde kreisweit verkauft.